16. April 2024, 22:21 Uhr

BTW21: Prognose sieht Lauterbach vorne

Keine Überraschungen dank Zweitstimmen

In Köln gibt es vier Wahlkreise für die Bundestagswahl 2021, Köln I – III und Köln IV-Leverkusen. Obwohl sich alle Kölner Wahlkreise üblicherweise in der Wählerschaft unterscheiden, sieht das Prognoseportal election.de in allen vier Wahlkreisen die Direktkandidaten der SPD vorne. Die schon für tot erklärte Partei steht dank „Gegnern“ wie Armin Laschet besser da als jemals zuvor. Am deutlichsten drückt sich das ausgerechnet für Karl Lauterbach aus: 100% gibt election.de dem Talkshowbewohner, der mit seinen Corona-Predigten so oft falsch lag. Andere Kandidatinnen scheinen keinerlei Chance zu haben: die „Grüne“ Nyke Slawik oder die CDU-Kandidatin Serap Güler hält election.de, das einen „selbstenwickeltes Projektionsverfahren“ zugrunde legt, weit abgeschlagen. Was verwundert, denn wer die beiden wichtigsten Kandidatinnen und den Kandidaten vis-a-vis erlebt, der merkt doch recht schnell wie authentisch die einen und wie aufgesetzt, verkrampft und zwangsgestört der andere wirkt. Satte 100% gibt election.de trotzdem dem Mann, der das „SPD“-Logo auf seinen Wahlplakaten fast versteckt und sich von der Plakatgestaltung der Partei absetzt.


Ob damit die eher bescheidene Performanz des CDU-Kandidaten Laschet abgestraft wird, oder die Klüngelpolitik des grün-schwarzen Kölner Ratsbündnisses mit Frau Reker und dem „Grauen Eminenz des Personalklüngels“ Bernd Petelkau – vielleicht auch beides – darüber kann man spekulieren. Auffällig ist in den Kölner Wahlkreisen aber, daß selbst im tradtionell konservativeren Süden (Köln 2) der „grüne“ Kandidat Sven Lehmann noch vor der CDU-Kandidatin von Möller liegt, wenn auch auf einem undankbaren zweiten Platz, was aber dank eines guten Platzes auf der Landesliste sicher auch ohne Direktmandat auf den  vollversorgten Abgeordnetensessel führen wird. Auch im Wahlkreis Köln 2 führt die SPD-Kandidatin Sollbach mit einer Wahrscheinlichkeit von 60%, da wäre der Landeslistenplatz 44 auch kein Netz oder doppelter Boden, ebensowenig wie bei Frau Abdi auf Platz 44 der SPD-Landesliste.

Kalkulierbares Risiko dank Landeslisten

Der Wahlkreis des SPD-Fraktionsführers im Bundestag scheint ebenfalls recht sicher: mit 96% Wahrscheinlichkeit sieht election.de den SPD’ler Rolf Mützenich als gewählten Direktkandidaten, die „grüne“ Katharina Dröge erreicht hier nur 4%. Auf Platz 1 der Landesliste wäre Mützenich aber ohnehin auch bei einer Niederlage im nächsten Bundestag vertreten. Vielleicht sieht man ihn deshalb kaum im Wahlkreis.

Ähnlich „op dä schääl Sick“: im Wahlkreis Köln 1 ermittelt election.de mit 92% Wahrscheinlichkeit einen Sieg der Kandidatin Sanae Abdi, dahinter bleibt für Karsten Möhring (CDU) nur 7% und für Lisa-Marie Friede (Grüne) nur 1% der Wahrscheinlichkeit, den Wahlkreis zu gewinnen. Ernüchternde Zahlen.

Insgesamt ein deutliches Signal für Köln, sollte sich diese Prognose bewahrheiten. Eine deutliche „Klatsche“ für den notorischen CDU-Ortsgruppenleiter Bernd Petelkau, der erst vor kurzem eine „Mini-Machtprobe“ in seinem Ortsverein überstanden hat. Offenbar rächt sich das fehlende Profil der CDU bis hinunter zur Ortsebene. Wer sich fremden Narrativen wie dem Klimathema unterordnet, ohne eigene Konzepte einzubringen, wird eben schnell vom „Original“ überholt. Die „Grünen“ bestimmen das Wahlkampfthema. Das hat die gesamte CDU nicht verstanden und rutscht immer weiter in die Post-Merkel-Krise, mit sinkenden Mitgliederzahlen, ohne Perspektive. Aber auch andere Parteien verlieren sich im Ungefähren, im Beliebigen. Die seit fast zwei Jahren dauernde Corona-Krise spielt kaum eine Rolle. Es werden die üblichen Themen ausgespielt – alle vier Jahre will man „mehr Schulen bauen“, die „Rente sicherer machen“ und  „etwas gegen Ungerechtigkeit tun“.

Der Trend für den Mann ohne Eigenschaften, Olaf Scholz, ist daher kein Sturm der Herzen, sondern pragmatisch eine Schwäche der Gegner. Gerade die CDU hatte aber die Wahl zwischen einem Klassenclown und der harten Kante von Friedrich Merz. Man entschied sich gegen die Basis, die Merz wollte, für Laschet, den Merkel wollte. Die scheidende Kanzlerin hinterlässt eine Schneise der Verwüstung, sowohl im Land als auch in der politischen Landschaft. Parteien wie die AfD wurden erst durch Merkel möglich, die ihre konservative Flanke vernachlässigte,  und jetzt profitiert die SPD mit einem Kandidaten, der Sparkassendirektor in Immekeppel sein könnte.

Aufälliges Bonmot ist, daß Armin Laschet sich nicht um ein Direktmandat bewerben muss, sondern „nur“ auf Platz 1 der Landesliste steht. SPD-Kanzlerkandidat hat dagegen seinen Wahlkreis Potsdam laut election.de sicher, im gleichen Wahlkreis wird Frau Baerbock dann verlieren, aber über die Landesliste ihrer Partei natürlich trotzdem einziehen. Der bei der CDU unterlegene Friedrich Merz hat seinen Wahlkreis dagegen als Direktkandidat sicher, ohne auf der Landesliste zu stehen. Der umstrittene Heinz-Georg Maassen hat dagegen kaum eine Chance, laut election.de liegt seine Chance bei 5% das Direktmandat zu gewinnen. Auf eine Landesliste hat man Maaßen nicht gesetzt, da heißt es also eher „nichts“ statt „alles“.

Kölner Verlierer verlieren nicht

Die unterlegenen Kandidaten gehen relativ wenig Risiken ein: sie stehen zusätzlich auf den Landeslisten ihrer Parteien und kommen auch
mit einer Niederlage in den Bundestag, Für Sandra von Möller, Karsten Möhring von der CDU und Lisa-Marie-Friede von den „Grünen“ könnte es allerdings auch dort knapp werden, da die CDU in der Regel wenig von Überhangmandaten profitiert und Frau Friede sehr weit hinten steht. Vielleicht lässt sich so auch das eher mittelmäßige Engagement einiger Bewerber erklären: man ist ja „sowieso drin“. Panikpapst Lauterbach hat dabei mit dem Listenplatz 23 seine persönlichen Verhältnisse, um die er stets bemüht ist, gut gesichert. Am Ende werden wie in einem Orchester fast alle versorgt, entweder über das Direktmandat oder einen Listenplatz. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

CDU
Serap Güler, Landesliste Platz 8
Sandra von Möller, Landesliste Platz 35
Karsten Möring, Landesliste Platz 42

„Grüne/Bündnis 90“
Sven Lehmann, Landesliste Platz 4
Katherina Dröge Landesliste Platz 5
Nyke Slawik, Landesliste Platz 11
Lisa-Marie Friede, Landesliste Platz 35

(mj)ß

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