29. März 2024, 13:21 Uhr

Elfter im Elften, Köln, 2020 © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Corona-Zusammenhang mit Karneval?

Neue Studie zur Verbreitung von Corona in Köln

Mal wieder eine Studie: wie die „Süddeutsche Zeitung“ und andere berichten, hat die Stadt Köln eine Studie über die Verbreitung der Corona-Infektionen in Köln vorgestellt. Dabei ist das nichts neues, die Daten der Studie liegen schon seit fast einem Jahr im „Datenschatz“ des Gesundheitsamtes. Von einer „Studie“ oder gar umwälzenden Erkenntnissen kann da kaum die Rede sein. Aber man übernimmt damit das Narrativ – bevor es andere tun.

Der Artikel der „SZ“ beginnt mit einem düsteren Szenario: „Der Corona-Gürtel legt sich quer über Köln. Von Chorweiler, der Hochhaussiedlung im Nordwesten….“

Bei diesem Bild fehlt eigentlich nur noch das an die Wolken projizierte Batman-Symbol von Gotham-City – und Batman mit FFP2-Maske. Den politischen Kernsatz kann man leicht zusammenfassen: in „armen“ Vierteln gibt es mehr Corona als in „reichen“ Viertel der Stadt.
Kein Wunder, daß diese „Studie“ ausgerechnet vom grünen Sozialdezernenten Rau präsentiert wird: Klappern gehört zum Handwerk. Dass diese Studie vom Fraunhofer-Institut formuliert wurde, die dabei wahrscheinlich nur die Daten des Gesundheitsamtes zusammenfassten, ist etwas beschämend, weil es politischen Zwecken dient.

Lockdown nur für Porz und Chorweiler?

Der Schluß, den die Süddeutsche daraus zieht ist, daß die „Armen“ – und die bayerische Zeitung stempelt da ganze Kölner Stadtviertel ab – über dem Kölner Inzidenzwert der „Reichen“ liegen. Dabei bleibt die Studie selbst mit den Daten des Kölner Gesundheitsamtes lückenhaft: von den 28.848 positiv getesten Personen konnte man nur bei weniger als einem Drittel (9759) die Infektionskette ermitteln. Schwache Zahlen also, die Rau da als „großen Schatz“ darstellt.Aber der Sozialdezernent vergreift sich nicht nur bei den dünnen Zahlen, sondern auch bei der Botschaft.

Die Nachricht ist einfach: die „Armen“ halten sich nicht an die Auflagen. Da ist es nur ein kurzer Gedankenschritt dazu, in der allgemeinen Hysterie diese Viertel in „Schutzabriegelung“ zu nehmen. Der KölnerStadtAnzeiger nennt das dann „Stadtverwaltung will Pandemie an besonders betroffenen Orten besser bekämpfen“. Die einzige Art, die die Politik momentan aber kennt, sind Abriegelungen und Lockdowns. Kann man in Porz oder Chorweiler demnächst nicht mehr auf die Straße, während man in Hahnwald, Junkersdorf und Lindenthal wieder Polonaise tanzt? Aber Rau wäre kein Politiker, wenn er sich da nicht noch Hintertüren offen ließe.

Spice girl im „Union jack“. Quelle: Wikipedia, CC 2.0

Als 2020 zu Weiberfastnacht in Heinsberg einer der ersten Hotspots Deutschlands entstand, der dem Jungprofessor Hendrick Streeck zu seinem großen Bekanntheits-Durchbruch mit Hilfe der PR-Mühle „storymachine“ von Ex-BILD-Chefredakteur Kai Diekmann und Westerwelle-Witwer Michael Mronz verhalf, tanzte man in Rau’s Gesundheitsamt auf den Tischen. Wie überall in der Stadt, denn niemand außer dem Gesundheitsamt war gewarnt. Die Pandemie war da schon bekannt, wurde aber nicht ernst genommen, im Gegenteil. In der infektiologischen Abteilung des Gesundheitsamtes hieß es: „Hoch die Tassen“. Das äußerst peinliche und sexistische Kostüm des Leiters dieser Abteilung liegt mir zwar als Bild vor, aber ich möchte es dem Leser ersparen, einen alten Mann in einem „Brexit-Girl“-Kostüm zu zeigen. Für die neugierigeren Leser: Stellen Sie sich das „Spice girl“ Gerri Halliwell nach einer geschlechtsangleichenden Operation im letzten Lebenszeitdrittel vor. Geschmackssache – aber nicht schön: dem daneben stehenden Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Niessen, ist es auch sichtlich peinlich, neben dem beleibten Infektiologen Gerhard W. im hautengen „Union-Jack“ zu stehen. Ob ihm der Begriff „Essex girl“ etwas sagt – ich konnte ihn nicht fragen.

Und da lässt sich Herr Rau genau mit diesem Karneval eben die besagte Hintertür offen:

Ja, und auch der Karneval könne eine Rolle gespielt haben: „In diesem
Teil der Stadt gibt es mehr Sitzungs-Karneval
,“ sagt Rau, „
auch das kann
eine Erklärung sein.“

(Auszug aus dem Interview mit der „SZ“)

Kann, würde, müsste, man bleibt im Ungefähren. Auch wenn der erwähnte Sitzungskarneval heute undenkbar wäre, man steckt sich ja laut dem Panikorchester um Karl Lauterbach unter nahezu homöopathischen Bedingungen an, überall und vor allem bei immer neuen „Mutanten“. Wieder: die „Armen“ feiern nur den Pöbelkarneval auf der Straße, während der „Sitzungskarneval“ ungefährlicher sei. Den Beweis bleibt die „Studie“ schuldig. Ebenso die Antwort, wo Herr Rau denn wohne und wo er die Pappnas‘ anzieht.
Der Kölner SPD-Politiker Jochen Ott MdL, warnt dann auch auf Twitter vor schnellen Schlüssen. Was letzlich vielleicht heißen wird, daß die „Studie“ kein „wahrer Schatz“ sein wird, sondern eher als Blei in einer Schublade verschwindet und nur die Schlagzeile im Gedächtnis verbleibt.

Harald Rau, Sozialdezernent der Stadt Köln, Quelle: Stadt Köln

Die Frage, ob der Karneval möglicherweise mit der Laissez-faire-Politik seines Gesundheitsamtes zu tun habe, stellt der Journalist der SZ dem Sozialdezernenten nicht. Entweder hat er diese Informationen nicht oder er möchte Herrn Rau nicht verärgern. Warum das Gesundheitsamt über schlechte Daten verfügt oder Weiberfastnacht tanzte, obwohl die WHO bereits im Dezember vor einer pandemischen Gefahr gewarnt hatte, wird er nicht gefragt. „War ja damals noch nicht so schlimm“ könnte die Antwort lauten.Ist es auch heute nicht.  Nur eben panischer.

Meine Damen und Herren, liebe Obdachlos*innen…

Und es werden auch keine Fragen nach der Obdachlosenpolitik,gestellt, die ja noch mal ärmer sind als die „Bewohnenden“ von Porz und Chorweiler. An die kommt man nämlich mit „Testen“ nicht ran – und hätte nicht mal Quarantänemöglichkeiten. Also bleiben die etwa 300 auf der Strasse Lebenden besser ganz unsichtbar, solange die nicht in den „Plüschveedeln“ mittanzen wollen. Stattdessen führte man am ersten März die „gendergerechte Sprach*in“ in die Stadtverwaltung*in ein. Man fühlt sich direkt wohler. Wenn man nicht mit Porzenden oder Chorweilerenden zusammen wohnen muss, was ja gerade mal als Obdachlos mit Sternchen gilt, wenn man in Lindenthal wohnt. Für Herrn Rau fällt das wahrscheinlich unter „Auslandsjournal“.

Warum sich die Stadt dann lange vor Corona mit einem einzelnen extrem teuren Isolationsfahrzeug und Spezialbett auf genau einen einzigen Patienten mit hämorragischem Fieber wie Ebola vorbereitet hat, bleibt da ein Rätsel, aber irgendwas „kaufen“ ist immer einfacher, da hat man seine Schuldigkeit erfüllt. Das Fahrzeug kam wohl nie zu einem Einsatz, es ist lediglich ein weiteres Teil der Symbolpolitik, bei denen Fakten die Theorie überrennen. Dass diese „Symbole“ auch aus übergewichtigen Infektiologen im „Union Jack“ bestehen, will Herr Rau wohl nicht wissen, sondern hastet eher zum PS-starken Dienstwagen, der verschämt um drei Ecken geparkt ist, damit niemand beim „Grünen“ daran Anstoß nimmt (mj)

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Es gibt 11 Trümmerberge aus dem 2. Weltkrieg in Köln. Der instabile „Säureberg“ (gemeint sind Blausäureverbindungen) in Köln-Kalk, auf dem ein Hubschrauberlandeplatz gebaut werden sollte, ist keiner davon.