23. April 2024, 13:22 Uhr

Haste mal 8000 Euro, Kumpel?

Köln ist seit langem ein Handelsplatz und die Kölner Märkte waren spätestens seit dem Kölner Stapelrecht neben der Reliquienverehrung im Dom eine der Haupteinnahmequellen der Stadt. Die heute so vielbeschworene Multikultur Kölns beruht vor allen auf diesen geschichtlichen Pfeilern, dem Geld, dem die Toleranz folgte. Doch davon will man heute nicht mehr wissen, die Politik legt ihre Schwerpunkte wohl eher in die Ausgaben, nicht in die Einnahmen.

In Nippes ist der einzige Wochenmarkt Kölns, der fast jeden Tag stattfindet. Eine feste Institution für viele beim täglichen Einkauf frischen Gemüses, Obstes oder Käse. Wenn da nicht ein menschlicher Drang wäre, dem man jetzt schon seit Juni 2010 nicht mehr so einfach folgen kann.

Ich muss es zugeben, es ist ein schwieriges Thema. Nicht nur, weil es menschliche Bedürfnisse betrifft, sondern weil dazu schon so oft berichtet wurde. Es gibt trotzdem gute Gründe, das Thema nicht zu vergessen.

Müssen in Nippes- schwierig

Es geht um die Toilettenanlage im „Tadsch Mahal“, jenem architektonisch recht misratenen „Aufsatz“ auf dem Nippeser Wilhelmplatz, der aussieht wie eine Mischung aus Freilichtbühne und Zugang zu einem nicht vorhandenen unterirdischen Parkhaus. Das hatte man wohl irgendwann mal geplant, aber dann doch nicht gebaut, der Betonkasten blieb, wahrscheinlich wegen klammer Stadtkasse, schließlich braucht man das Geld woanders immer dringender. Vielleicht bei der Anmietung exklusiver Büroräume des Gesundheitsamtes für 250.000€ im Monat.

In diesem „Tadsch Mahal“ ist neben dem Kiosk „der Kaffeekiosk“ eine Toilettenanlage, für die Marktbesucher. Nun ist diese Toilette eben aber seit 2010 defekt, die Reparaturkosten wurden seinerzeit auf 8000 € geschätzt. Geld, daß die Stadt seit 10 Jahren nicht im Haushalt unterkriegt- die Toilette ist seitdem geschlossen und wird als Lagerplatz für Markthändler genutzt.
Nachdem man sich ein paar Jahre bei der Stadt beschwert hat, kam man die auf die geniale Idee, zwei umliegenden Lokalen, dem „Maatstüffje“ und „Trattoria Bar Centrale“ jeweils 100€ im Monat zu bezahlen, damit auch Nichtkunden deren Toiletten benutzen dürften.  Man sparte sich schlauerweise auch jeden Hinweis darauf
Respekt, eine unbürokratische Lösung, hätte man damals meinen können, wenn man den Kölner Hang zur Verewigung von Provisorien nicht kennt. Der einst als „vorrübergehende Nutzung“ gedachte „blaue Müllsack“ des Bahnhofsmusicals steht heute noch, obwohl sich mehr Menschen den vorher vorhandenen  Fernbusbahnhof zurückwünschen würden, statt nach Leverkusen oder in ein windiges Gewerbegebiet nach Porz zu müssen, daß man nicht besonders gut erreicht. Nun ja, die Deutsche Bahn freut es und Köln ist die einzige Millionenstadt ohne einen solchen Fernbusbahnhof.

Stillstand seit 10 Jahren

Doch zurück zu den anderen Bedürfnissen.  Wir schreiben Ende 2020 und natürlich sind die Toiletten nicht repariert, das „Maatstüffje“ und die Trattoria gibt es nicht mehr oder sie heißen anders.  Ob man da noch pullern darf – ich weiß es nicht. Vielleicht hat man den Nottoilettenbetreibern aber seitdem so um die 21600 Euro bezahlt und jetzt ist der Zustand der Markttoiletten wohl so schlecht, daß man mit den 8000€ nicht mehr auskäme. Die Reparaturkosten sind also längst woanders ausgegeben und jetzt ist – Sie ahnen es – kein Geld für die Sanierung da.

Unisex wichtiger als das Bedürfnis

Der Bezirksvorsteher Schößler (SPD) erteilte einem alleinstehenden Toilettenhäuschen eine Absage, dabei schien es den üblichen „Bedenkenträgern“ viel wichtiger, daß es sich um eine „geschlechtsneutrale“ Toilette zu handeln habe, als das eigentliche Problem zu lösen. Wenn es drängt, dann ist es einem eigentlich egal, aber die Gendertoilette kommt dann eben auch nicht – Stillstand der Hygienekultur, wie in Köln wie vor 150 Jahren. Vielleicht muss man erst auf die Straßen machen, damit etwas passiert.

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Die Stadt Köln besitzt eine Waldgrabstätte im Königsforst, der zum Stadtgebiet von Bergisch-Gladbach gehört. Der Unternehmer Hubert Josef Hausmann vermachte dieses Grundstück, auf dem er und seine beiden Hunde begraben sind, nebst viel Geld und Immobilien der Stadt, die dafür die Grabpflege übernahm.