29. März 2024, 10:14 Uhr

Beide großen Kirchen betroffen

PGH56082

Kirchenaustritte knacken Rekord

Wie der Spiegel berichtet, sind im Jahr 2022 noch mehr Kölnerinnen und Kölner aus der Kirche ausgetreten als in den Jahren zuvor. Vorangegangen war eine Recherche des „KölnerStadtAnzeigers“.
Beide Medien führen es auf den „Woelki-Faktor“ zurück, den Kölner Erzsesselkleber, der die inzwischen kleine Kölner Gemeinde in immer neue Austrittswellen führt. Dabei geht man einem Denkfehler der Werbebranche auf den Leim.
Vor Jahren eigneten sich US-amerikanische Anwälte und deren oft vermeintliche Opfer den Begriff #metoo an. Vorher war „metoo“ in der Werbebranche eine abfällige Bezeichnung für Aussagen wie „Unser Waschmittel wäscht weißer als die anderen“. Das behauptete schließlich jeder Hersteller. Eine PR-Agentur, die nur ‚metoo‘ konnte, nagte am unteren Ende der Werbezuckerstange. Die Betonung der einzigartigen Eigenschaften gilt dagegen als Rezept der erfolgreichen Werbemenschen: bloß nicht im metoo-Einheotsbrei untergehen.

Viel Müh‘, wenig Ehr

Was haben sie nicht alles getan, die Staatskirchen. Da hat man teure Flüchtlingstaxis in Mittelmeer geschickt, biedert sich beim Klimaschutz an, öffnet sich dem ganzen Regenbogen-LGBTQ-Trend – es nutzt alles nichts. Die Leute treten aus und sparen sich die Mitgliedsbeiträge. Den „Woelki-Effekt“ nennt man das und hat einen Sündenbock. Merkwürdigerweise treten aber aus der evangelischen Kirche auch sehr viele aus, obwohl die gar keinen „Woelki-Faktor“ hat. Nur ein Gedanke kommt den Glaubensmanagern nicht: liegt es vielleicht auch an etwas ganz anderem? An etwas länger wirksamen als die Randnotiz „Woelki“ ?

Die Kirchen haben ihren Markenkern verraten

Es liegt nahe, alles dem wackelnden Kardinal in die Schuhe zu schieben, selbst als Evangele. Das ist zwar, als wenn ein VW-Fahrer Daimler-Benz die Schuld am Abgasskandal gibt, aber sei’s drum: Glauben kann man schließlich auch ohne Kirche. Es ist schon schwer, sich regelmäßig zum Sportstudio zu schleppen, aber Kirche, Sonntags morgens? Unmöglich. Und wenn man da schon nicht hingeht, kann man auch kündigen, auch weil das einfacher ist als das mit dem Sportstudio. Jetzt wären Kirchen nicht unbedingt besser besucht, wenn dort Laufbänder und Hantelbanken zur kostenlosen Benutzung einladen würden. Spiritus sanum in corpus sanum. In eterniam, oder so, mein Latein ist so verstaubt wie die katholische Kirche.

Vielleicht liegt es eher an etwas anderem. Nämlich am Verlust der „Markenbotschaft“. Das öffentliche Auftreten der Kirchen geht einfach – wie das der CDU übrigens – im Einheitsbrei der Meinungen unter. Kaum ein Thema, das die Kirchen noch alleine besetzen. Klima, Migration, Corona – alles entspricht der Regierungsmeinung. Selbst bei der abschaffung des Werbeverbots für Abtreibungen kaum Proteste.

Passkontrolle wie an der Zonengrenze

Während der Corona-Hysterie wurden Eintrittsverweigerungen in Kirchen mit „christlicher Nächstenliebe“ begründet, Kölner Domschweizer kontrollieren Impfausweise wie Grenztruppen der DDR, um zu Gott zu finden. Keine Impfung, kein Gottesdienst.
Der Zugang zu einem Konzert unterschied sich nicht mehr von einem Kirchenbesuch. Selbst beim absoluten Tabuthema „Abtreibung“ kam die Kehrtwende: der Papst sprach wegen der Verwendung von Fötalzellen aus einer Abtreibung bei einigen Impfstoffen sogar eine Generalamnestie für diese bisherige Todsünde aus. Für einige Katholiken ein Hochverrat.

Man reihte sich ein, in ein Narrativ, das heute nicht mehr haltbar ist und es nie war: die Kirchen predigten die Regierungsmeinung und die des WEF: „No one will be secure without vaccination“. Heute ist es eher so, wie es der Bundesgesundheitsminister zugeben musste: niemand ist mehr mit Impfung sicher. Wenn die Kirchen aber nichts anderes predigen als die „Tagesschau“ – warum dann noch extra zahlen?  Kirchen mit ihren jahrhundertealten inneren Konstrukten und Abläufen der Meinungsbildung können nicht wie ein agiles Weltunternehmen handeln. Da stehen sie logischerweise auf verlorenem Posten. Eigentlich verlieren sogar die Kirchen langsam die Nerven und das Gottvertrauen, daß sie jahrtausendelang predigten.

Kontrollierter Sturm im Wasserglas

Um wenigstens dem einen oder anderen noch mal vom Weg zum Amtsgericht zu erschweren, üben die deutschen Bischöfe ab und an mal den kleinen kontrollierbaren Aufstand. Das soll dann den Austrittswilligen noch ein wenig Hoffnung auf ein Einlenken geben, nach dem gleichen Prinzip, daß Wolfgang Kubicki mit seiner stets an der Bedeutungslosigkeit kratzenden FDP praktiziert. Da kommt natürlich nichts rum, aber man rettet sich von Wochenende zu Wochenende und fängt den einen oder anderen Sofarevolutionär ein.

Dabei sind weder die Kirchen noch die FDP überflüssig, im Gegenteil. Erst durch den Verrat der eigenen Werte machen sich sich unglaubwürdig  – und überflüssig. Niemand glaubt an ein „Produkt“, das nichts anderes verspricht als alle anderen. Und gerade die Glaubwürdigkeit ist der Kern der Kirchen. Die Beliebigkeit der Haltung, das nachplappern von anderen Meinungen bieten keinen Halt, den manche Menschen in den Kirchen suchen, sondern Beliebigkeit, die man an jeder Ecke findet. Es fehlt allen großen Kirchen an der Glaubwürdigkeit, im allerbesten Wortsinn. Die Botschaften der deutschen Bischöfe entsprechen mehr dem Parteiprogramm der „Grünen“ – und warum sollte man da nicht lieber sein Geld beim Original ausgeben.

Dabei versagt Kardinal Woelki nicht mal unmittelbar bei den katholischen Glaubensgrundsätzen sondern eher bei der Mitgliederverwaltung, der Kundenaquise und der Vereinskasse. Die Schäferei in unsicheren Zeiten sieht jedenfalls anders aus, auch als das, was da als „unfehlbar“ aus Rom kommt. Die war beim ersten Vatikanischen Konzil 1870 schon umstritten, heute glaubt da kein aufgeklärter Katholik mehr dran. Wie an so vieles andere auch nicht mehr. Der Mensch sucht sich offenbar andere Glaubensinhalte.

Erfolgreiche Botschaften der Ersatzkirchen

Nach der Parteiaussteigerin Antje Hermenau verhält sich die „grüne“ Partei nach innen wie eine Sekte (Anmerkung des Autors: nach außen eigentlich auch) und die Ideologien, die der WEF-Geschäftsführer Klaus Schwab mit seinem Familienunternehmen verbreitet, zeigen auffällige Parallelen zu denen L. Ron Hubbards, dem „Scientology“-Erfinder.
Schwab lobte vor kurzem noch den „chinesischen Weg“ als „vorbildlich“. Das war, bevor die kommunistische Partei unter Xi Jinping die Proteste nach chinesischer Tradition mal wieder brutal niederknüppeln und Menschen in Lagern verschwinden ließ. Verantworten muss Schwab sich für diese Lobpreisung einer Diktatur nicht.
Aber auch damit beschäftigen sich die Kirchen nicht, dabei wäre es geboten, Dinge wie die flächendeckende Überwachung, die Schwab nach chinesischem Vorbild vorschlägt, und auch die Enteignungen seines „Great Reset“, wären kirchenethisch und auch ganz praktisch mal zu hinterfragen. Oder meint Rom, es bliebe davon verschont, man könne sich schon arrangieren, wie man es 1933 mit den Reichskonkordaten gemacht hat? Aber diese Fragen verlegt man wahrscheinlich eher in die Vatikanbank mit ihren dubiosen Verbindungen in alle Welt.

Aus Erfahrung nichts gelernt

Wie groß die Kraft der Kirchen auch abseits der Glaubensfragen sein kann, darüber können ehemalige DDR-Bürger aus der Vorwendezeit berichten. Obwohl in einem kirchenfeindlichen System, oragnisierten die Pfarrer der evangelischen Kirche die Montagsproteste, schufen Kommunikationswege und vereinten damit die Menschen gegen das Regime. Deshalb hat die Kirche dort auch immer noch eine andere gesellschaftliche Akzeptanz. Was wäre wohl geschehen, wenn die DDR-Kirche so staatstreu gewesen wäre, wie die heutigen Kirchen ? Denn die verabschieden sich „Staatskirchen“ zunehmend aus der eigenen Meinung, man biedert sich der Regierungsmeinung soweit wie möglich an. Bei den wachsenden Austrittszahlen könnte der Staat sonst auf die Idee kommen, ob das Reichskonkordat von 1933 noch sinnvoll ist oder ob der Staat sich nicht aus der teueren Steuerverwaltung und der Nichteinmischung in Kirchendinge nicht zurückzieht. Beim Arbeitsrecht regiert man schon rein, andere Themen werden folgen, wenn sich die Kirchen weiter so schwach und beliebig zeigen (ab)

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