
Kölner Opernruine teurer als Elbphilharmonie
- Marco Jordan
- Sa., 02. Januar 2021
- Lesedauer: 5 Minuten
Als ich ich vor kurzem noch darüber berichtete. daß die Sanierung der Kölner Oper bereits fast so viel kostete wie der Neubau der Elbphilharmonie, schneite gestern die Meldung herein, daß diese Messlatte auch gerissen wurde. Fast 900€ pro Kölner Kopf verschlang die Bauruine inzwischen – Ende offen. Ob man die Kölner Oper jetzt „Ruinenoper“ oder „Opernruine“ nennen darf, darüber streiten sich allenfalls noch Linguisten. Bald könnte eine Milliarde Euro in dem Architekturkonkurs vernichtet worden sein.
Jetzt ist so kurz vor Weihnachten offenbar wieder die Zeit der Wunder gekommen: 899 Millionen Euro kostet dieser Kölner Schandfleck und damit schon 33 Millionen Euro mehr als der Neubau der architektonisch beeindruckenden Elbphilhamonie. Zur Zeit sind das also (noch) 900€ pro Kölner Bürger, ob Opernfreund oder nicht. Praktisch gratis dazu bekommt man immerhin den hässlichsten Brunnen Deutschlands in neuem ..ähm…“Glanz“. Sowas kneteten seinerzeit Dreijährige in antiautoritären Sommercamps wohl aus Eselskot.
Wortreich, aber zwischen den Zeilen auch leicht verzweifelt, verteidigte man die nächste Kostenexplosion mit „Vakanzen“ und Firmen, die vom Projekt abgesprungen seien. Inzwischen möchte wohl niemand mehr seriöse Handwerksleistungen in der Kulturruine leisten und man muss daher immer höhere Preise zahlen. Die Frage, ob es sich überhaupt noch lohnt, diesen Betonbankrott fertig zu sanieren, stellt sich in der Kölner Politik offenbar niemand mehr: „Augen zu und durch“ lautet die Devise der Oberbürgermeisterin, die sich dank eines „Corona-Wahlkampfes“ auch keinen unangenehmen Fragen dazu stellen musste. Eigentlich müsste es heißen: „Augen zu und durch – ist ja nicht mein Geld„.
Müde Erklärungsversuche der Stadt
Der Kölner dürfte sich weiter die Augen reiben. Sieht doch das, was man da in der Innenstadt sehen kann, kaum anders aus, als das, was man schon vor 11 Jahren dort verrotten sah. 900 Millionen für den Denkmalschutz ausgegeben und immer noch das „Grabmal des armen Intendanten“. Ob die Akustik weiterhin so schlecht ist wie vorher oder ob man leise Peter Zwegat ins Kissen weinen hört – diese Frage bleibt spannend.
Da wir weiter „Corona“ haben und es keine Haftung der Politikerinnen gibt, muss sich die Kölner Prominenz auch weiterhin keinen Fragen stellen und wirft das Geld beidhändig raus wie beim Rosenmontagszug.
Insgeheim befürchtet die Kölner Kämmerin wohl, daß diesen Kulturbeglückern bei den anstehenden Impfungen noch ein dritter Arm wachsen könne, mit dem sie noch mehr „Gutes“ tun könnten.
Und während tausende Kultur schaffender, Freiberufler und arbeitende Steuerzahler wegen „Corona“ am Tropf der immer noch nicht ausgezahlten „Novemberhilfe“ röcheln, wird die komatöse Opernbaustelle immer noch kräftig beatmet.
Und Plan B ?
Vielleicht hat die Kölner Immobilienclique auch schon Pläne für das Operngelände in der Schublade – das könnte man sicher im Karnevalsverein schnell „Eschen“.
„In einem spannenden architektonischen Dialog entstehen helle Lofts, Studios, Design-Ateliers und behagliche Appartments mit optimaler Verkehrsanbinung in exklusiver Lage“ könnte es dann heißen.
Der „spannende Dialog“ wäre dann eine „lebhafte Heroinszene“ am Neumarkt.
Da passt es leider nur zu gut, daß nach der Hohe Strasse, die immer mehr zur Ramschmeile verkommt, auch die Mittelstrasse Alarm schlägt. In dieser Stadt werden politisch eben andere Prioritäten gesetzt: Fixerstuben, Autofreiheit, Gendertoiletten.
Update 27.01.2021:
1 Milliarde Euro geknackt !
Obwohl seit 6 Jahren für das Opern-Chaos verantwortlich, meldet sich OB’in Reker mit „Desaster aus Fehlplanungen und geplatzten Träumen“ zum Thema und tut beinahe so, als hätte sie damit nichts zu tun. Dabei war die enorme Verschwendung schon bei ihrer ersten Wahl abseh- und auch abwendbar. Und wie im meinen Artikeln dazu vorher angedeutet: mit den Kosten für die Anmietung anderer Räume für Schauspiel und Oper hat man die Milliarde geknackt, wie der „Kölner StadtAnzeiger“ berichtet (auch wenn Frau Reker mit Zahlentricksereien versucht, das ganze „schön zu rechnen“. Jetzt ist die Sanierung nicht nur teurer als die Elbphilharmonie, sondern wird mindestens bis 2024 dauern – und damit auch länger als der Neubau in Hamburg.
Politische Verantwortung ? Fehlanzeige.
Statt diesen Bauskandal direkt nach ihrer ersten Wahl im Oktober 2015 in die Hand zu nehmen, wurden in den letzten Jahren lauter andere Wolkenkuckucksheime der grünen Kölner Traumtänzer-Bourgeoisie angegangen, die oft genug auch scheiterten, wie die Fixerstube am Neumarkt. Und natürlich war die Oper auch kein Wahlkampfthema. Da setzte man auf völlig sinnentleerte Sprüche wie „Gut für Köln“.
Selbst die Reker’sche Jubelpresse runzelt inzwischen (natürlich nicht allzu böse) die Stirn angesichts der immer unverschämter werdenden Kosten. Mut kann man von der parteilosen Oberbürgermeisterin offenbar nicht erwarten, wenn auch der „point of no return“ bei der Opernsanierung schon längst überschritten wurde. Allerdings lag der in ihrer Amtszeit. Jetzt „bedröppelt“ gucken hilft nicht. Die Kölner haben die Tatenlosigkeit gewählt, jetzt müssen sie auch die Rechnung zahlen. Ob das „Gut für Köln“ ist ? Immerhin ist die Oper „Keinen Millimeter nach rechts“ gerückt, ist am Ende die Ironie in dem ganzen Trauer-Schauspiel(mj)