28. März 2024, 17:35 Uhr

Panik, Notstand, Fachkraftmangel

Aktuelles zur Lage, die keiner kennt

Nachdem Oberbürgermeisterin Henriette Reker vor kurzem die Leitung des „Krisenstabs Corona“ abgegeben hat, kümmert sich nun das Universalgenie Andrea Blome führend um das Krisenmanagement. Ja, sie lesen richtig: die Architektin Andrea Blome leitet den Corona-Krisenstab der Stadt Köln. Keine Ärztin, kein Feuerwehrmann (m/w/d) sondern eine Architektin, die bisher vor allem als Verkehrsverhinderin und Rekers Universalantwort auf alles, was sie überfordert, gilt. Auch Die „Architektin“ Blome wollte übrigens den Landeplatz für den Rettungshubschrauber auf dem Kalker „Säureberg“, obwohl selbst Laien ahnten, daß der Chemiemüllberg der CFK das statisch nicht hergibt. Stramme Architektenleistung. Kritiker wurden damals systematisch kaltgestellt. Als das massive Gebäude dann, wie diese gemahnt hatten, in den Müllberg einsackte, hatte Köln wieder eine Bauruine mehr.

Und diese Frau Blome ist sich angesichts ihrer Universalbegabung, die in Düsseldorf seinerzeit zu eher verhaltener Begeisterung reichte, auch nicht zu schade, umgehend „Ausgangssperren“ zu fordern und alles dafür „vorzubereiten“. Man kann es kaum oft genug sagen: eine Architektin als Krisenmanagerin einer Epidemie! In Deutschland managen also in absteigender Reihenfolge ein Bankkaufmann, ein Tierarzt, ein Maschinenschlosser und eine Architektin das Bundesgefängnis Köln. Sportlich!

Der Komödiant in mir möchte fragen: war denn keine Yogalehrerein verfügbar?  Ein Fußballlehrer? Alles Berufe, die doch gerade viel Zeit haben. Wobei ich diesen ehrbaren Beruf nichts absprechen möchte, aber die drängeln sich auch nicht so in den Vordergrund. Und der FC hätte, statt die beantragte Staatshilfe (auch) für den entlassenen Trainer Markus Gisdol auszugeben, einen krisenerprobten Coach verleihen können. Eine Architektin macht es stattdessen. Diese Berufsbezeichnung ist übrigens nicht mal geschützt, jeder darf sich so nennen. Meine Frau und mein Hund sind auch Architekten, weswegen bei Frau Blome auch gerne ein „studierte“ vorangestellt wird. Was die Qualifikation für einen „Krisenstab“ einer „Pandemie“ auch nicht deutlich verbessert und  – naja – fachlich auch nicht: siehe Kalkberg.

Nun, Frau Blome möchte also die Kölner nachts wegsperren und scheint sich geradezu über das Ermächtigungsgesetz der Bundesregierung, das föderale Prinzipien angreift und Frau Blome die Macht gibt, „uns“ alle einzusperren, zu freuen.
So einer stalinistisch anmutenden Euphorie darf man sein, aber da sollte sie zumindest über verlässliche Zahlen verfügen, um die städtische Statik der Krise zu berechnen. Wenn das mal nicht wieder ein Reker‘ sches Kartenhaus ist, das Frau Blome da aufhübscht.

Denn vor Kurzem meldete die Pressestelle der Stadt über Twitter im besten Boulevard-Stil aus der alerten Amsterdamer Strasse, die ein ganz großer Freundeskreis der steten Verschärfungen ist:

„Die Lage spitzt sich zu“

Dramatische Worte. Die Lage spitzt sich zu. 113 „von Menschen“ belegte Betten – da fragt ein Journalist, der nicht für den ehrenvollen DuMont-Verlag schreibt, im Reflex doch nach: „113 ? Von wievielen Betten insgesamt?“ – und erhält keine Antwort. Die Stadt beantwortet keine unangenehmen Fragen. Möglicherweise weiß sie es auch nicht, der Krisenstab wird von einer Architektin geleitet. Vielleicht sollte man doch nach Bodenbelag oder Dachziegeln der Kölner Oper Kliniken fragen. Die Recherche ergibt dann auch eher mehrdeutige Zahlen, je nach Quelle und politischem Gutdünken. Am 27.10.20 gab der Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, Dr. Nießen, dem Sender Radio Erft, ein Interview. Dabei stellte er heraus, daß man „praktisch über Nacht“ 130 zusätzliche Intensivbetten geschaffen habe und nun über 600 verfüge.

Quelle: Radio Erft

Daraus ergäbe sich bei den 113 „von Menschen“ belegen Betten eine rechnerische Auslastung von 18,83%. „Die Lage spitzt sich zu“ ? 18,83% wäre aber ein erschreckend geringer Wert. Üblich sind um die 80%, denn ITS-Betten sind teuer und ein leeres Bett erwirtschaftet keine Einnahmen. Mindestens eine der „offiziellen Zahlen“ entspringt also – vorsichtig formuliert – eher einer politischen Deutungshoheit.

Weiter recherchiert: Das Intensivregister DIVI meldet für Köln „begrenzte High-Care“-Kapazitäten. Status: gelb. Dahinter stehen aber keine absoluten Zahlen, sondern „persönliche Einschätzungen des Meldenden zum Gesamtbild der Bettensituation…. berücksichtigt werden auch Personalsituation, Arbeitsbelastung, uvm.“

Also eher so eine Art Laune oder Stimmungsbild. „Stabil“ kann man die Datenlage also nur für einen Amateurkrisenstab mit einer Architektin nennen…vielleicht sollte man die Wände dort doch in stimmungsaufhellenden Farben streichen?

Schaut man sich die Zahlen des DIVI dann genauer in den Tagesberichten (in diesem Fall vom 13.04.21) statt als gelben „Knopf“ an, weiß das DIVI auch nicht, wieviele Gesamt-ITS-Betten Köln hat. Daraus einen „alarmierenden“ gelben Knopf zu machen ist kühn. Zählt man die freien und belegten Betten zusammen, sind es 395, die von jemand unter den genannten gefühlten Kriterien gemeldet wurden. Davon ist weniger als ein Drittel (109 statt 113) mit CoVid-Fällen belegt, 69 (davon?) sind beatmungspflichtig. Aus den DIVI-Zahlen ergibt sich eine Auslastung von etwas über 95% (27,59% für Covid) , was recht hoch wäre, aber was wurde aus den 600 Betten des Dr. Nießen aus dem Oktober?

Keiner weiß was, aber jeder hat eine Meinung

Quelle: Twitter-Account Karl LauterbachOder hat man seit Oktober 2020 etwa noch intensiv Intensivbetten abgebaut ? Auf Nachfrage äußerte sich die Stadt Köln dazu natürlich nicht. Vermutlich wurde aber beim Personal gespart. Die 600 Betten können – und konnten wahrscheinlich nie – belegt werden, weil man keine Pflegekräfte dafür hat. Und das ändert eine Architektin natürlich nicht. Im Jahr 2019 forderte der für den Wahlkreis Köln Leverkusen gewählte Karl Lauterbach übrigens noch die Schließung des Krankenhauses Holweide. Man kann also noch froh sein, daß der Dauerverkünder des Weltuntergangs lieber in Talkshows wohnt als im Krisenstab, aber er ist per se als alter weißer Mann der Oberbürgermeisterin unangenehm. Warum die als agil und führungsstark kolportierte Kämmerin Dörte Diemert den Job nicht macht – immerhin kann sie mit harten Zahlen umgehen – erfährt man nicht. Hat bestimmt was mit Fahrrädern zu tun.

Wenn das Intensivregister DIVI mangels absoluter Zahlen (unter Beachtung diverser weicher Kriterien) also mehr oder weniger „Stimmungsberichte“ veröffentlicht, darf man auch die Stimmung beschreiben. Und die bereitet die Stadt gemeinsam mit der Lokalpresse des Redaktionsnetzwerkes Deutschland auf den Einschluß der Kölner vor, teils schon fast freudig erregt erwartet von hysterischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die sich wie die Journalisten des StadtAnzeigers vielleicht schon mit Passierscheinen die persönliche Freiheit sichern konnten, bis ein Gericht diese Ausgangssperren wieder kippt. Eine Architektin macht aber vor dem Oberverwaltungsgericht sicher auch eine gute Figur. Weil man wieder eine teure Kanzlei beauftragen muss. Gerüchteweise verliert die Stadt auch mit der Strategie immer noch die Hälfte aller Verfahren vor Gerichten.

Die angstgesteuerten Kölner sollten aber auch wissen, daß zur Zeit im Gesundheitsamt Köln bis auf den Behördenleiter Dr. Nießen alle Abteilungsleiter und Fachärzte seit Wochen fehlen und sie demnächst von oder wegen einer Architektin eingesperrt werden. Die Lage spitzt sich also tatsächlich zu, aber vielleicht noch nicht in den Krankenhäusern, sondern eher bei der Häuslebauerin Blome.

Nebenbei meldet das RKI gegenüber dem März 2020 eine Verringerung der Sterblichkeit um 11%. (mj)

Update: Am 16.4.21 kündigt die Stadt Köln Ausgangssperren für das Stadtgebiet zwischen 21 und 5 Uhr an. Ich habe mich daher entschlossen, aus der eingeschlossenen Stadt in einem „Spezial“ zu berichten, das fortlaufend ergänzt wird.

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In Köln landeten vor dem Krieg regelmäßig Wasserflugzeuge. Die riesige DO X stattete Köln im September 1932 einen Besuch ab und lag eine Woche im Floßhafen auf der Höhe Riehl.