25. April 2024, 4:27 Uhr

Polizeipräsident Jakob fordert Bevorzugung der Polizei bei Corona-Impfung

Polizeipräsident Uwe Jakob forderte heute in einer Pressemitteilung die Landespolitik auf,  die Empfehlung der Ständigen Impfkommission zu missachten und Polizistinnen und Polizisten bei der anstehenden Impfung „vorzuziehen“. Dabei geht es leider nur darum, wer als erster an der roten Ampel stehen darf, wenn Gesamt-Köln ohnehin nur 60.000 Impfdosen in der ersten Lieferung bekommt. Der StadtAnzeiger erfindet eine Bevölkerungsgruppe, die angeblich der Polizei vorgezogen wird. Von der ist allerdings gar keine Rede und das nicht nur, weil Dezember ist.

Jakob begründet seine eigennützige Priorität mit „Versammlungen“, bei denen die Polizisten und Polizistinnen „in erster Reihe stünden“. Nur: es sind dank Corona-Notstandermächtigungen praktisch gar keine „Versammlungen“ mehr erlaubt und wann der CDU-Parteitag stattfindet, steht auch noch in den Sternen. Aller Wahrscheinlichkeit nach aber nicht in des Jakob’s Amtsbezirk.

Die Empfehlung des Ethikrates erscheinen nachvollziehbar und Jakob’s Polizisten und Polizistinnen kommen auch schon auf den dritten Platz der ethischen vertretbaren Dringlichkeit. Wenn da nicht diese von Berlin so bevorzugten „Spargelstecher“ wären.

Stadtanzeiger erfindet den Winterspargelstecher

Der „Kölner StadtAnzeiger“ springt Jakob in seiner Selbstgerechtigkeit bei und erfindet kurzerhand -mitten im Dezember-  die bösen Spargelstecher, die sich doch bitte hinten anstellen mögen. Der Autor behaupte, die Ethikkommission hätte die Polizisten und Feuerwehrleute noch hinter den „Spargelstechern“ eingereiht, was populistischer Unsinn ist und vielleicht gerade mal noch im ARD-Faktencheck durchgehen mag.

Nach Spargelstechern, Paketsortierern und Erziehern sollen Polizisten und Feuerwehrleute den Corona-Impfstoff bekommen, wenn es nach der Ständigen Impfkommission (StIko) geht

(Kölner StadtAnzeiger“Polizei und Feuerwehr in Köln sollten früher drankommen“ online vom 12.12.2, 16:08)

Die freie Erfindung eines Journalisten., denn „Spargelstecher“ oder „Paketsortierer“ finden sich in der Empfehlung des Ethikrates gar nicht. Zu ordentlichen Zeiten hätte es dafür eine Rüge des „Presserats e.V.“ gegeben. Nun sind keine ordentlichen Zeiten und für den StadtAnzeiger wird auch noch im Dezember Spargel gestochen, wenn auch weitab viel Flugstunden von den Kölner Impfdosen entfernt, aber vielleicht gehört das schon zum Klima-Narrativ der Wasserprediger und Weintrinker, die auch schon mal zum Hummer nach Malta fliegen.

 

Daß man aber zur Zeit gar nicht arbeitende „Spargelstecher“ in einer arroganten Abwärtsbetrachtung bemühen muss, um eine andere Priorisierung für eine viel höherstehende Bevölkerungsruppe zu fordern, sollten anständige Menschen mindestens widerwärtig finden – zumal diese Behauptung eine glatte Lüge der Qualitätspresse ist, für die sogar vereinzelt noch bezahlt wird – der entsprechende Artikel ist hinter einer Paywall versteckt. Das übliche Schema: man stellt eine Behauptung auf, die keinerlei Grundlage hat und wettert dann dagegen. So ein Schema wirft man jedenfalls regelmäßig „rechten“ Kreisen vor.
Journalisten – oder Minister – gehören auch nicht zu den „Privilegierten“ des Ethikrates. Ich suche jetzt aber auch nicht nach Gründen, ganz vorne bei der vermeintlichen „Erlösung“ dabei zu sein.

Den Link auf das gemeinsame Positionspapier des Ethikrates und der Ständigen Impfkommission finden Sie unten in der Transparenzbox, suchen Sie selbst nach den mysteriösen Spargelstechern des KölnerStadtAnzeigers.

Was Ethikrat und Ständige Impfkommission empfehlen

Die (vereinfachte) Empfehlung des Ethikrates zur Impfdosenverteilung im Einzelnen:

  • Risikopatienten
  • Gesundheits- und Pflegewesen
  • Wichtige staatliche Stellen (Gesundheitsamt, Polizei, Feuerwehr, Lehrer, Erzieher)

Keine „Spargelstecher“, keine „Paketsortierer“. Die übrigens auch einen Knochenjob leisten, für den sich ein Journalist vom StadtAnzeiger sicher zu schade wäre, heißt ja nicht jeder Wallraff. Die echten polnischen „Spargelstecher“ arbeiten allerdings erst im Spätsommer 2021 wieder, wenn die Corona-Krise hoffentlich der Vergangenheit angehört und genügend Impfstoff auch für die schreibende Zunft bereit steht, damit die dann seichten Bezahljournalismus aus irgendeinem Kölner Spargel-Restaurant liefert.

Polizisten stehen neben Erziehern. Feuerwehrleuten und Lehrern auf der Prioritätenliste, allerdings hinter Risikopatienten und den Pflegern und Altenheimen und Krankenhäusern, die ohnehin schon auf dem Zahnfleisch gehen. Das Event-Klatschen der „Solidarität“ jeden Tag um 21 Uhr hat sich schnell verlaufen, es wurde den meisten wohl einfach zu langweilig und zu kalt drauen. Und Klatschen hätte Jakob wohl ohnehin nicht gereicht, er möchte „seine“ Polizisten, zu denen ja dann auch wieder nicht alle gehören, vor den Lehrern und Erziehern impfen lassen – und eröffnet damit das Gedränge und die Verteilungskämpfe.
Nach gut informierten Kreisen sind die Kölner Polizisten schon jetzt ziemlich umfassend geimpft, dank engagierter Polizeiärzte und „Freier Heilfürsorge“.

Trotzdem hat der Innenminister des Landes es vermieden, seine „eigene“ Tranche des Corona-Impfstoffes für „seine“ Polizei zu sichern, eine weise Zurückhaltung von Innenminister Reul, denn Sonderrechte kommen beim angespannten Volk im Moment nicht so gut an.

Jakob tritt hingegen eine Verteilungsdiskussion los, auf die andere natürlich mit ebenso „guten“ Argumenten für die eigene Gruppe antworten werden. Was ist mit den Gastronomen und Kassiererinnen? Die Mehrheit der Bürger dürfte mehr Kontakt zu diesen Personenkreisen haben als zur Polizei und jeder hat irgendein Argument, wichtiger zu sein. Joga-Lehrerinnen, Versicherungswirte, Banker – jeder hat sicher ein gutes Argument, der erste sein zu dürfen und den 3 Personengruppen des Ethikrates den Impfstoff wegnehmen zu können. Nur eines ist noch schneller als das Virus: der Narzissmus.

Genau deshalb befasste sich auch der Ethikrat mit einer ausgewogenen Empfehlung. Der „normale“ Bürger steht nicht einmal auf der Liste, die Polizisten schon. Zu Recht, wie ich meine. Aber auch da muss man eine Reihenfolge bilden und nicht noch mehr verlangen. Wem möchte Jakob denn den Impfstoff vorenthalten, den seine „Polizisten*innen“ bekommen? Den Kranken, den Alten oder dem Pflegepersonal, daß jeden Tag sein Leben riskiert.

Ei, ungelegt, aber schon reserviert

Das ausgerechnet ein Polizist, der sicherlich nicht selbst bei Wind und Wetter Am Kölnberg, seine Runden drehen muss,  eine solch unanständige Verteilungsdiskussion beginnt, wirft kein gutes Bild auf ihn. Die Fürsorge ist zwar rührend, aber der Ethikrat wird sich schon seine Gedanken gemacht und lange Diskussionen geführt haben, für die einem wackeren Ortspolizisten wohl eher der politische, sicher aber der ethische Weitblick fehlen.

Daß der Kollege Alexander Holecek zur Verteidigung von Jakob’s Begehren noch polnische „Spargelstecher“ erfindet „die uns alles wegnehmen“ und diese in seiner eigenen Gesellschaftsordnung offenbar irgendwo „hinten“ ansiedelt, ist mindestens genauso seriös wie ein Ärztekongress in Acapulco. Da erhofft sich wohl jemand Rabatte auf Knöllchen oder hat die Nächstenliebe einfach nur auf Wish bestellt.

Wesołych Świąt„, das ist polnisch und heißt „Frohe Weihnacht!“,  möchte man da dem journalistischen Kollegen zurufen, zumindest als Geist der gegenwärtigen Weihnacht.
 Hoffentlich hat der Kollege vom StadtAnzeiger genügend Winterspargel eingefroren. (mj)

Suche

Der Dom wurde im 2. Weltkrieg keineswegs von allierten Bombern „verschont“. Die offene gotische Skelett-Bauweise bot den Bomben nur nicht viel Widerstand, um zu brechen.