26. April 2024, 22:03 Uhr

Die Sache mit dem Pipi

Man kann heutzutage bei der Frage nach den sogenannten „Main Stream Medien“ zwei gesellschaftliche Gruppen unterscheiden: die einen halten die Berichterstattung durch die etablierten Medien für glaubhaft, die anderen eben nicht. An beiden Rändern gibt es natürlich Extreme, die einen würden auch die Existenz des Osterhasen nicht anzweifeln, wenn es in der Zeitung behauptet würde, die anderen nicht mal das Datum am oberen Rand glauben.

Die Zugehörigkeit hängt vielleicht eher damit zusammen, ob die eigene Meinung dort bestätigt wird oder nicht, und was der eigene „Stamm“ davon hält. Allzu oft lautet die Devise der Meinungsbildung leider:“Keine Experimente. Keine Unruhe. Kein Nachdenken“.

In Köln kann man zwar einer dieser Gruppen angehören, die große Wahl bei der Lokalberichterstattung hat man aber nicht, da man außer der „Bild“ die Lokalberichte aus einer Quelle bekommt. Oder eben nicht, wenn es dem großen Hofberichterstatter der Kölner Klüngelpolitik nicht in den Kram passt. Was an Meldungen der Lokalpresse nicht erscheint kann man nur erahnen.

Dank Kartellamt keine Konkurrenz mehr

Im Konzern der „wohltätigen“ Millionärsfamilie, die wahrscheinlich dank gefälliger Hofberichterstattung der Kölner Klüngelpolitik irgendwann komplett verehrenbürgert sein wird, gibt es nur die eher links verortete Verlagsmeinung seit man sich 1999 das letzte konservative Blatt, die „Kölnische Rundschau“, einverleibte und Schritt für Schritt nur noch zu einer Marke im weitläufigen Firmengeflecht machte. Da kann man sich „Wohltätigkeit“ eben erlauben. Vielleicht sollte man auch einfach weniger Steuern sparen, dann wäre die Wohltätigkeit am Tropf nicht mehr nötig.
Heute betreibt die „Rundschau“ das gleiche Framing wie der Mutterkonzern, der so ungerne trennt zwischen Meinung, Bericht und Anzeigen. Inzwischen schließt die Rundschau sich dem üblichen Trump-Bashing, der unreflektierten Willkommenskultur und dem Fahrrad als universellem Heilsbringer an, es gibt keinen Artikel mehr, der nicht wortgleich im Stadtanzeiger oder in der Clickbait-Postille „Express“ steht.

Neben der Hofberichterstattung für die Kölner Prominenz sollte sich so ein milliardenschwerer Konzern doch eigentlich neben dem Boulevard-Blättchen „Express“ doch auch teuren Qualitätsjournalismus leisten können. Schließlich sind die Besitzer aus dem Gröbsten raus und können ihr Geld zu Lebzeiten wahrscheinlich gar nicht mehr ausgeben.

Was da allerdings in den Postillen dort an Journalismus geleistet wird, ist erstaunlich:
Da „berichtet“ der „Kölner Stadt Anzeiger“ :

Forscher erklären: Warum es nicht schlimm ist, Pipi ins Meer zu machen

 

Dem Leser mag ein „Ja, da brat mir doch einer einen Storch“ entfahren – das ist schließlich eine Frage, die man bisher kaum zu stellen wagte, in einer Formulierung, wie sie eigentlich nur 4jährige stellen würden. Nun stand dieser Artikel nicht im Kinderteil, sondern tauchte neben Reiseanzeigen und ähnlichem auf. Leider haben wir den Artikel nicht wirklich gelesen. Über die Klimarelevanz von Delphinurin recherchieren wir noch, im Artikel war davon nichts zu lesen. Seriösen Beobachtern zufolge sollen aber Wale um die 946 Liter pro Tag in die Trillionen Liter der Ozeane entsorgen. Wahrscheinlich setzt man jetzt „Flipper“ auf die schwarze Liste des WDR.

Schon 2014 pullerte der „Focus“ ins Meer

Man diesen brisanten Artikel natürlich auch in anderen hochangesehen Blättern wie der „MoPo“,  der „Mitteldeutschen Zeitung“ und natürlich dem „seriösesten“ Blatt der Domstadt, dem „Kölner StadtAnzeiger“. Alle mit dem gleichen Bild einer attraktiven Dame von hinten, dahinter das Meer. Wen wundert’s – schließlich sind das alles Medien des DuMont-Imperiums, das seinerzeit die durch Werbung finanzierten „20 Minuten“ mit einer eigenen „kostenlosen Zeitung“ vom Markt fegte, diese schleunigst wieder einstellte, als die Konkurrenz aufgab und sich fortan selbst über Werbung die Brötchen verdiente. Und alle gehören zum „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, dessen größer Gesellschafter mit 24% die SPD ist. Da geht es also beim Pullern schon sofort um knallharte Arbeiterinteressen: „Lass laufen, Kumpel“.

Allerdings ist das nicht nur ein Artikel, der vielleicht von einem Praktikanten geschrieben wurde, nein, schon 2014 empfahl uns der „Focus“ sogar noch, ins Meer zu machen. Mit fast der gleichen Überschrift und auch der selben sensationell wissenschaftlichen Basis.
Na, dann muss doch was dran sein, oder? Der „Focus“ bekleckert sich bei seinen Stories dann aber auch unbedingt mit Ruhm, als er textete: „Raumschiffe könnten bald mit Pipi-Power fliegen“. Wenn das die Wale wüssten…sie wären wohl längst weg.

Suche

Es gibt 11 Trümmerberge aus dem 2. Weltkrieg in Köln. Der instabile „Säureberg“ (gemeint sind Blausäureverbindungen) in Köln-Kalk, auf dem ein Hubschrauberlandeplatz gebaut werden sollte, ist keiner davon.